Autorenassistenz – Die unsichtbare Dienstleistung
Im August sind nur Bücher erschienen, an denen wir entfernt mitgewirkt haben: Manchmal siehst du die Arbeit gar nicht, aber sie ist da und verbindet uns mit Autor*innen, zu denen wir ganz besonderen Kontakt pflegen. Die Rede ist von Klaudias Spezialgebiet: Der Autorenassistenz.
Die unsichtbare Dienstleistung
Lass uns gnadenlos ehrlich sein: Das Autorenleben ist hart. Sicher hast du auch schon mal romantisch geträumt, wie du in einem kleinen Cottage am Meer sitzt und nur schreibst, wenn dich die Muse küsst … und sicher bist du auch schon auf den Boden der Tatsachen zurückgefallen, hast dich an Deadlines erinnert, an Plotlöcher, über die du nachdenken musst, oder an Exposés, die auf dich warten. Ganz zu schweigen von Marketing und den vielen kleinen Aufgaben, die den Autorenalltag zunehmend füllen, je mehr Bücher man schreibt und veröffentlicht.
Genauso fing es auch bei Klaudia an. Durch das Bloggen hat sie einige Autor*innen kennengelernt, mit denen sie heute viel Kontakt pflegt. Dabei tauchten immer wieder dieselben Zeitfresser auf, die das Schreiben schon fast zu einer Nebentätigkeit werden lassen, weil man sich so vielen anderen Aufgaben widmen muss. Was also mit kleinen Aufträgen anfing, die sie für einzelne befreundete Autor*innen erledigte, ist inzwischen fast ihre Haupteinnahmequelle. Aber woraus besteht der Alltag als Assistentin?
Was macht die Autorenassistenz?
„Wenn ich morgens aufwache und meinen Kaffee vor mir stehen habe, checke ich als erstes mein Handy. Neben meinen eigenen Accounts betreue ich auch Social Media einiger Kundinnen, beantworte alle Leseranfragen, reagiere auf Stories, verteile Herzchen und bedanke mich für schöne Buchbilder. Dass Leser sich gesehen fühlen und die Arbeit von Bloggern wertgeschätzt wird,
gehört zu meinen Prioritäten. Danach checke ich meine Mails. Simulieren wir mal einen vollen Tag: Ein*e Autor*in möchte, dass ich ein neues Buch auf ihrer Website einpflege. Ich checke also, dass Klappentext, Cover und Link zum Buch passen, schaue auch gleich mal, ob alle Widgets noch funktionieren, ob Veranstaltungen einzutragen sind und ob neue Blogbeiträge anstehen.
Danach setze ich mich an Newsletter, die bestens dazu geeignet sind, unabhängig von den Algorithmen der Social-Media-Seiten Neuigkeiten zu teilen, exklusive Einblicke zu geben und Lesern Infos gebündelt zur Verfügung zu stellen. Steht ein Redesign an? Dann müssen auch Website und Newsletter an neue Farben, Schriften und den Aufbau angepasst werden. Es kann auch sein, dass ein*e Autor*in den Newsletter selbst schreibt und ich diesen nur korrigiere, das schiebe ich meist zwischendurch ein.
Ach ja, da war ja was: Ein Gewinnspiel der Autor*in! Das heißt für mich, dass ich Gewinner auslose, Adressen sammle und beim nächsten Bürotag alles verpacke und verschicke. Gänge zur Post sind gar nicht mal unüblich.
Nach dem Mittagessen (oder in den meisten Fällen mein sehr spätes Frühstück) mache ich es mir gemütlich und setze mich an die nächste Aufgabe: Recherche. Ob für neue Bücher zu einem bestimmten Thema zum Überblick, ob es genaue Details sind oder nur ein erster Einstieg – ich klicke mich durch, schreibe mir Notizen zusammen und bereite die ordentlich auf, damit meine Autor*innen alles schnell wiederfinden.
Ein Buch soll verfilmt werden und dafür wird ein Exposé benötigt? Okay, ich schreibe die ersten Entwürfe, damit die Autor*innen nur noch daran feilen müssen. Es wird auf die Schnelle eine Grafik benötigt? Entweder kann ich sie selbst erstellen oder ich leite die Anfrage an den passenden Grafikdesigner weiter und kümmere mich darum, dass alles pünktlich vorliegt. Oder ich werte Daten aus Umfragen aus. Oder ich sortiere Unterlagen für die Steuer. Oder ich erstelle einen Redaktionsplan für das nächste Release …
Abends, bevor ich ins Bett gehe, steht noch mal Social Media an und ich sortiere meine Aufgaben für den nächsten Tag.
Als ich mit der Assistenz angefangen habe, war jede Aufgabe neu und aufregend. Ich kann heute immer noch nicht abschätzen, was jeder neue Tag bringt, aber der Job ist abwechslungsreich und ich lerne ständig dazu. Bei vielen Aufgaben schlucke ich anfangs und ziehe es dann doch durch. Aber das ist das Tolle an diesem Beruf: Es wird nie langweilig, ich kann auf ganz neue Arten kreativ sein und ich weiß, dass ich meinen Kund*innen eine große Last von der Schulter nehme. Inzwischen liebe ich die Assistenz ein winziges Stückchen mehr als Lektorate, weil es immer wieder neue Herausforderungen gibt, aber zusammen sind beide Aufgabengebiete die perfekte Mischung!“