Unsere Themen im Juni: Die richtige Bewerbung & Lektoratshürden


Mit schönstem Sonnenschein und einem eisgekühlten Kaffee widmen wir uns heute einem Thema, das vielen Autor*innen die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Die Rede ist von der richtigen Form der Bewerbung. Sei es bei Verlagen oder Agenturen, Exposés und Leseproben sind immer eine Klasse für sich. Warum Bewerbung nicht gleich Bewerbung ist, erkunden wir etwas genauer.

Außerdem haben wir in unserem Special Feature Saskia Louis zu Gast, die sich mit ihren humorvollen Romanen in Leserherzen schreibt. Wir freuen uns, dass sie mit Lektorin Klaudia aus dem Nähkästchen plaudert, was die Hürden im Lektorat ihres neuesten Buches angeht.

BEWERBUNG IST NICHT
GLEICH BEWERBUNG

Spielst du auch mit dem Gedanken, dich bei einer Agentur oder einem Verlag zu bewerben? Soll es ein Klein- oder Großverlag werden? Hast du einen Termin für einen Pitch ergattert, schreibst du eine Mail oder willst du auf einer Messe einfach deine Bewerbung abgeben? All diese Möglichkeiten sind denkbar, aber nicht immer zielführend.
Grundsätzlich gilt bei Bewerbungen: Schau dir an, was Verlag oder Agentur will. Wenn dir etwas unklar ist: Recherche! Nichts ist schlimmer, als falsche Unterlagen einzureichen und damit direkt aus der Auswahl zu fliegen. Wenn du im Verlag oder bei der Agentur einen Ansprechpartner findest, addressier deine Anfrage direkt an diese Person. Und benenn deine Dateien eindeutig und unverwechselbar, damit man direkt am Dateinamen sieht, zu wem und welchem Projekt sie gehören.

Was ist also der Unterschied zwischen diesen Bewerbungen? Zunächst solltest du dir klarmachen, was die Ansprechpartner möchten. Wenn du dich direkt bei einem großen Verlag bewirbst, sollten dein Exposé und vor allem dein Pitch auf den Punkt sein. In Großverlagen muss ein riesiger Stapel an Bewerbungen abgearbeitet werden, die ersten Seiten deiner Leseprobe und ein fesselndes Exposé müssen also sofort Aufmerksamkeit erregen und diese auch halten können, um zwischen allen anderen Anfragen herauszustechen. Natürlich musst du auch das Verlagsprogramm anschauen – ein Kinderbuch wird kaum bei einem Verlag gut ankommen, der sich auf Horror spezialisiert hat. Einem Großverlag solltest du deine Bewerbung ohne einen persönlichen Termin zu haben nicht einfach am Messestand abgeben. In all der Hektik wird sie unter- oder verloren gehen.

Agenturen nehmen sich in der Regel viel Zeit zum Prüfen, doch auch hier gilt: Der Anfang deiner Leseprobe muss genauso überzeugend sein wie dein Exposé. Schau dir hierzu auch an, was die Agentur aktuell sucht und welche Autoren sie schon vertritt. Passt dein Stil da rein? Haben die dort vertretenen Autoren schon ähnliches wie du geschrieben – eventuell auch zu ähnliches? Biete auch Kompromisse an und fass dich im Exposé (wenn nicht anders gewünscht) nicht zu kurz. Die Agentur will dich kennenlernen und einen guten Eindruck von dir und deinem Schreibstil gewinnen. Dazu muss sie auch in deinem Anschreiben klar erkennen können, was du dir von der Zusammenarbeit erwartest und was deine Wünsche sind. Idealerweise nennst du auch Vergleichstitel und hast dein Buch bereits fertig geschrieben, wenn du dich bewirbst. Bist du noch im Schreibprozess, nenn ein Datum, an dem du voraussichtlich fertig sein wirst.

Bei Kleinverlagen ist es leichter reinzukommen, aber trotzdem kann auch das anstrengend sein. Kleinverlage möchten meist eher kürzere Exposés und Leseproben lesen und schauen sehr genau darauf, ob du auch als Autor in den Verlag hineinpasst. Die Zusammenarbeit ist meist sehr eng, weshalb du damit rechnen solltest, auch mal telefonieren oder skypen zu müssen. Pitches auf Buchmessen sind auch nicht ausgeschlossen. Schau hier genau auf deine Autorenkollegen im Verlag. Wenn sie Social Media haben, kannst du auch mal vorsichtig und höflich nachfragen, wie sie mit dem Verlag arbeiten und ob sie Tipps zur Bewerbung haben.

Für jeden Bewerbungsweg gilt aber: Lass deine Texte vorher lesen, damit garantiert keine Fehler mehr drin sind. Bleib immer höflich und aufgeschlossen für Kompromisse. Und ganz wichtig: Hab keine Angst vor Absagen. Die sind in der Buchbranche normal. Irgendwann kommt deine Zeit!

Da wir bereits selbst Erfahrung mit Verlagen und Agenturbewerbungen haben, bieten wir auch Exposé-Coachings und Korrekturen von Leseproben an. Wenn dich das interessiert, schreib uns gern!

DIE HÜRDEN IM LEKTORAT –
MIT SASKIA LOUIS

Lektorate sind in den seltensten Fällen einfach. Meist hat man sowohl als Autor, wie auch als Lektor einige Baustellen, in denen Fingerspitzengefühl und Durchhaltevermögen gefragt sind. Mit Zähl nicht meine Tage schlägt unsere Autorin Saskia Louis auch düstere Töne an, ohne bei dem schwierigen Thema Suizid ihren üblichen Humor zu vernachlässigen. Was war bei diesem Projekt, an dem sie bereits zehn Jahre gearbeitet hat, im Lektorat die größe Hürde?

AUTORENSICHT

„Ich habe in meinem Leben schon 27 verschiedene Lektorate mitgemacht. Doch keines davon ist mir so schwer gefallen wie das von „Zähl nicht meine Tage“.
Das hatte einen einfachen Grund: Das Buch lag mir näher am Herzen als andere Werke. Es befasst sich mit einem ernsten Thema, das mich sehr berührt, und je emotionaler ich mit einem Buch verwoben bin, desto schwieriger fällt es mir, es in fremde Hände zu geben und mir Kritik anzuhören, sowie umzusetzen. Ich denke, das geht einer Menge Autoren so. Kunst und Tortur zugleich ist es, trotzdem genauso objektiv und mit offenem Blick an die Sache ranzugehen. Was mir sonst relativ leichtfällt, weil ich sehr selbstkritisch bin, war hier für mich eine Herausforderung.
Doch das Buch hatte mich schon so lange begleitet und ich hatte so oft daran herumgewerkelt, dass es sehr ernüchternd war, vor einen Berg an Kritik gestellt zu werden und jeden einzelnen Punkt objektiv und mit offenen Armen zu empfangen. Doch wenn man sich keine Fehler eingesteht, kann man auch nicht besser werden, also habe ich mich Kommentar um Kommentar abgemüht, Kritik nachzuvollziehen oder aber auch für mich als nicht wichtig abzutun.
Die Szenen, die ohnehin sehr emotional für mich waren, jedoch auf Klaudias Wunsch hin noch gefühlvoller und intensiver zu gestalten, war sehr emotional belastend für mich. Deswegen habe ich auch fast ein halbes Jahr gebraucht, um jeder einzelnen gerecht zu werden.
Dennoch bin ich froh, die Mühen auf mich genommen zu haben, denn dadurch ist das Buch noch um einiges toller geworden! Gelernt habe ich also folgendes: Lektorate sind immer wieder hart, aber nur derjenige, der fleißig bleibt und Kritik annimmt, wächst über sich hinaus!“

 

LEKTORENSICHT

„Die größte Hürde als Lektorin war für mich, mit viel Fingerspitzengefühl und Sensibilität für das Thema an die Arbeit zu gehen. Ich wollte den Grundtenor der Geschichte, diesen besonderen Mix aus Trauer, Romanze und sarkastischem Humor beibehalten, dabei aber auch den Charakteren mehr Leben und Hintergrund einhauchen. Schlussendlich saß ich am Schreibtisch, habe mir alle Szenen einzeln auf Karteikarten notiert und mit Saskia überlegt, wie wir die Struktur leicht anpassen, damit die Leser Zoe und Alex noch stärker ins Herz schließen. Dabei hieß es auch immer, die Länge des Romans im Auge zu behalten, damit das Buch nicht plötzlich auf 600 Seiten anwächst. Viele Stellen haben auch mir emotional einiges abverlangt, aber da die Thematik rund um Suizid zu meinen Steckenpferden gehört, war ich mir sicher, damit professionell umgehen zu können. Saskia dabei kleine Anreize zu geben, ihre Charaktere noch greifbarer und ihre Gefühle intensiver zu gestalten, war mein größtes Ziel. Ich denke, ich kann stolz sagen, dass uns die Umsetzung wunderbar geglückt ist!“

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert